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Bericht Ausbildungswoche Alpinklettern 2024

Klettergebiet rund um die Mindelheimer Hütte

23.06.2024

Geniale alpine Kletterausbildungswoche mit luxuriösen Voraussetzungen – 2 Ausbilder (August Becker und Nils Thiemann) und 3 Teilnehmer (Robert aus Berlin, Steven aus Hameln und Anne aus Blomberg).

Wichtig war uns allen: 1. Spaß zu haben und 2. die Woche so CO2-effizient wie möglich zu gestalten. Ein erster großer Schritt war unsere gemeinschaftliche Anreise mit der Bahn. Ein klares Statement: Die Ausbilder reisten in der 1. Klasse, geschlafen wurde dennoch auf dem Boden.

Nachdem die Ausbilder aus der 1. Klasse ausgestiegen sind, wurden wir als alpine Grünhörner in Kenntnis gesetzt, dass wir bei widrigsten Bedingungen – Schnee, Nebel, steile Anstiege – die zusätzliche Kletterausrüstung über mindestens 3,5 h selbst schleppen müssen. Ist ja CO2-effizient.

Unser erstes alpines Schlüsselerlebnis: Folge dem Mindelheimer Gasthauswirt durch den Nebel (keine 10m Sicht), er führt uns erfolgreich zur Hütte.

TAG 1: GRUNDLAGEN IM KLETTERGARTEN (ANGERERKOPF)

Erste Grundlagen: Karten- und Kompasstraining zur Orientierung, geeignete Ausrüstung und die dazugehörigen Knoten sowie Standplatzbau.

Strahlender Sonnenschein und optimale Bedingungen – das Team ist bestens gelaunt und bereit für den anspruchsvollen Zustieg. Das Klettern kann endlich beginnen, doch dann: Anne schmeißt mit klarem Bewusstsein, alles richtig gemacht zu haben, zwei aneinandergebundene 120er Bandschlingen über die Klippe. In diesem Moment war Teamcoach August klar, dies wird eine herausfordernde Woche, denn so etwas hat er in seinen mehr als 20 Jahren Klettererfahrung noch nie erlebt. Professionell nutzte er diesen Fauxpas, um uns eine Rettungsaktion am Berg zu demonstrieren. Das Motto dieser Rettungsaktion lautete: Viva la Bandschlinge, und wenn es das Letzte ist, was ich tue. Es wird kein Opfer zurückgelassen. Hier konnten wir zum ersten Mal feststellen, dass wir in guten sicheren Händen sind.

 

TAG 2: ALPINE KLETTERLEIDENSCHAFT WURDE ENTFACHT

Die Ausbildungsinhalte vom ersten Tag konnten an einer herausfordernden Mehrseillängenroute erprobt werden:

Poltergeist (180 m, 5 SL): eigenständige Navigation, Zustieg finden, Kaminkletterei, die erste 5+ Passage, das Erfolgserlebnis des erreichten Gipfelkreuzes, etwa 40 m freies Abseilen ohne Wandkontakt.

TAG 3: WAS EIN WETTERWECHSEL BEWIRKT

Zwei Seilschaften machen sich auf den Weg: Seilschaft 1, die erfahrenen Oldies (Willi, Rolf und Achim) und Seilschaft 2, die Grünhörner mit Ausbilder (Anne, Steven und August). Nach einem perfekten Einstieg macht sich Seilschaft 1 auf den Weg zum Gipfelkreuz und Seilschaft 2 rückt nach. Doch plötzlich kommt die bisher größte alpine Herausforderung: Das Wetter schlägt schlagartig um. Der Himmel ist pechschwarz, starker Regen und Hagel setzen ein. Das Wasser lief uns an den Ärmeln herein und an den Füßen wieder heraus. Seilschaft 1 sitzt zu diesem Zeitpunkt bereits im T-Shirt auf dem Gipfel!

Durch unseren erfahrenen alpinen Bergführer August kamen wir schnell und sicher zurück zur Hütte und konnten uns mit einer warmen Zwiebelsuppe aufwärmen. Die andere Ausbildungsseilschaft hingegen nutzte diese alpine Unwettererfahrung, um sich im DAV-Sinne zu positionieren. Eine klimafreundliche Kaltwasserdusche im Regen.

TAG 4: MINDELHEIMER KLETTERSTEIG

Eine große Herausforderung beim alpinen Klettern ist natürlich das Wetter. Daher wurde am regenreichen Tag strategisch entschieden, die Ausbildung am Klettersteig fortzuführen. An dieser Stelle ein wichtiger Tipp vom Junggemüse: Kauft euch verdammt nochmal vernünftige Regenkleidung!

Nach der zweistündigen Wanderung zum Klettersteig musste eine der wichtigsten Entscheidungen des Tages getroffen werden – Weitermachen oder Abbruch?! Hier fiel unsere Entscheidung auf Käsekuchen mit Sahne. Dennoch wurde die freie Zeit professionell für einen Exkurs in die Sicherheitstechnik an der Hütte genutzt.

Leider endete der Tag für Steven dennoch in einer Farce: Dreimal wurde er im Schach von einem Anfänger besiegt und anschließend in Mühle vorgeführt. Frustriert weinte er sich in den Schlaf.

TAG 5: JETZT NOCHMAL ALLES GEBEN

Am letzten Tag wurden noch einmal alle Register gezogen, um die gelernten Ausbildungsinhalte anzuwenden. Perfekte Bedingungen für einen Tag des Genusskletterns. Einige Teilnehmer genossen die Kletterei sogar so sehr, sie wurden eins mit dem Fels und hielten am ersten Standplatz ein einstündiges Nickerchen.

Fazit unserer CO2-Bilanz:

Pro:

An-/Abreise per Zug

1 Woche ohne Duschen und nur 100% energieeffizientes kaltes Wasser für die Katzenwäsche.

Contra:

Vergünstigte DAV-Gerichte Krautspatzen und Linsen lassen die CO2-Bilanz durch den erhöhten Methanausstoß im gemeinsamen Schlafraum explodieren.

Wir danken den Ausbildern August und Nils für die großartige Organisation, professionelle Betreuung und das Begeistern fürs alpine Klettern.

Wir kommen sehr gerne wieder!

Anne & Steven