Am nächsten Tag soll es auf den Hohen Ifen gehen – ein Berg, der unter den anderen besonders auffällt. Aus der Ferne betrachtet ein Latsche-Berg, mit einer sich vom Gipfel sanft nach Süden neigenden Hochfläche. Auf allen vier Seiten stürzt er mit zwar niedrigen, aber oft senkrechten Wänden ab, die sogenannte Ifenmauer. Im Gegensatz zum gestrigen Tag beginnt es hochkomfortabel mit der Anfahrt per Auto zur Auenhütte (1.275 m). Bereits um 9:00 Uhr sind wir an der dortigen Gondelbahn, die wir tatsächlich auch benutzen. Ab der Endstation Ifenhütte (1.586 m) geht der Aufstieg erst bequem, dann geröllig und schließlich über die steile Ifenmauer, der letzte Abschnitt drahtseilversichert. Was für ein aufregendes Intermezzo! Auf der Hochfläche wieder bequem zum Gipfel – oder besser: zum höchsten Punkt des Ifens auf 2.230 Metern mit genialem Rundum-Bergpanorama zur Mittagspause.
Nach dem Gipfelglück geht es wieder runter, was ja durchaus mehr Spaß machen kann als rauf. In diesem Fall allerdings nicht. Der steile Abstieg ist über eine weite Strecke mit Drahtseilen und Tritteisen gesichert, was uns stellenweise nicht wie eine Erleichterung, sondern wie ein Hindernis vorkommt. Das Klettern und Umherbalancieren beschert uns völlig neue Bewegungsabläufe und Verrenkungen. Das geht auf Dauer nicht glimpflich ab, ein Sturz sorgt zusätzlich zu der Anstrengung für Schrecken, glücklicherweise können wir alle weitergehen. Beatrix kann sich an eine derart lange Verseilung auf dieser Tour überhaupt nicht
erinnern. Danach folgt die Querung eine langes Geröllfeldes - gefühlt ist hier der halbe Berg heruntergerutscht. Vielleicht musste der verseilte Abschnitt deshalb verlängert werden?
Irgendwann endlich, endlich erreichen wir weniger fordernde Abschnitte, die wie eine schottische Hochebene anmuten, danach wandern wir über Almwiesen mit Kühen, die den regen Durchgangsverkehr entspannt wiederkäuend betrachten. Die Schwarzwasserhütte (1.651 m) ist bereits in Sicht, aber dazwischen haben wir noch drei Tobel zu überwinden – immer wieder steil rauf und runter. Auf dieser Tour wird wirklich keine Schikane ausgelassen! Immerhin können wir uns über mangelnde Abwechslung nicht beklagen. Bei der Rast in der Hütte schaut der Ifen aus der Ferne wieder völlig harmlos zu uns herüber.
Etwas erfrischt machen wir uns auf den seeeeehr langen Rückweg und als wir endlich an unserem Startpunkt bei der Auenhütte ankommen, ist es bereits nach 18:00 Uhr. Die Gondelbahn hat den Betrieb bereits eingestellt, auf dem nahezu menschen- und autoleerem Parkplatz wartet treu das Auto von August und Beatrix auf uns. Was für eine Tour!