Meditative Wandertage
Ja, es klappt! Nach fünf Stunden erreichen wir den Gipfel, der Wettlauf mit den Wolken ist gewonnen. Der Blick geht zurück Richtung Schweiz. Der ganze Weg von dort liegt schon hinter mir, jetzt will ich es schaffen bis zum Meer!
Doch in den Seealpen verändert sich alles, zunächst kaum bemerkbar, dann immer stärker. Ich bin wieder allein unterwegs, lasse mich völlig ungestört durch den Tag und die Berge treiben, hänge tagelang meinen eigenen Gedanken nach und falle in einen fast meditativen Wander-Rhythmus. Der lange Marsch, dazu kühles, sonniges, spätsommerliches Wetter und eine für meinen Geschmack außergewöhnlich schöne Landschaft sind das passende Beiwerk. Gehzeiten, Höhenmeter, Gipfelziele, das Meer erreichen – das alles ist plötzlich nicht mehr wichtig! Ich nehme morgens meinen Rucksack, gehe los und bin einige Male ziemlich erstaunt, als ich plötzlich am
nächsten Pass oder vor dem nächsten Rifugio stehe. Ich hatte wohl schon darüber gelesen, dass eine solche meditative Ruhe möglich ist, konnte mir das aber ehrlicherweise nie wirklich vorstellen. Eine interessante neue Erfahrung - nach so vielen Tagen unterwegs.